Von: gbm
Invitation Klangreise
David Niedermayer und Torben Janz sind Kit & Klampfe. Unter Musikern ist das die Bezeichnung für Schlagzeug und Gitarre. Zwei Spieler und ihre Instrumente formen also ein kleines Orchester voller akustischer Erlebnisse, die sie ganz einfach Weltmusik nennen. Unter diesem Begriff verstand man einst eine musikalische Mischform aus westlichen und nichtwestlichen Klangkomponenten, um die verschiedensten Musiktraditionen unseres Planeten auf einen Nenner zu bringen. Seit Paul Simons „Graceland“ oder Peter Gabriels „WOMAD“ (World of Music, Arts and Dance Festival) versteht man das aber auch heute noch so.

Kit & Klampfe (Foto: Presse)
David und Torben beginnen ihre Karriere ursprünglich in einer Bremer Pop-Band, die irgendwann aufgrund ihrer hohen Fluktuation im Nirwana verschwindet. Die Beiden hatten sich aber schon bei der Eröffnung einer Musikwerkstatt in Oldenburg entschieden, dicke Freunde zu werden und zusammen zu bleiben. Das ist sicher die beste Voraussetzung, um neben ihrem hohen Verständnis für handgemachte Musik ein Duo zu gründen, das mit gemeinsam erarbeiteten Kompositionen und Interpretationen die Bühnen erobern möchte. Die jungen Künstler sind Bremerhaven sehr verbunden. Zum einen, weil beide in der Nähe aufgewachsen sind – Torben in Beverstedt, David im benachbarten Nesse bei Loxstedt – zum anderen, weil die Seestadt ihnen die ersten größeren Möglichkeiten für Auftritte bietet.
Hier bekommt David 2013 auch den Förderpreis der Sparkassenstiftung für sein Gesamtwerk verliehen. Aus seiner Feder stammt das eigene Material, ebenso die Bearbeitung folkloristischer Lieder, rhythmisch, harmonisch, geschickt verpackt und höchst animierend. Der typische Klang und die spannenden Arrangements samt feinfühliger Dynamik allerdings sind das Ergebnis kollektiver Arbeit. Da ist kein Platz für Texte oder Gesang. Um welche Geschichten es auch geht, ihre Instrumente, hin und wieder ergänzt durch gesampelte Sounds, erzählen sie wortlos. Bei Bedarf spannen David und Torben den Bogen von traditioneller Musik zu Baden Powell bis Paco de Lucia, ein akustischer Leckerbissen nicht nur für deren Liebhaber. Das ist aber selten, da das Duo sich vorwiegend an eigenen Songs bedient, um ihre Zuhörer auf eine wundervolle Klangreise mitzunehmen.
Für intensive Proben zu anstehenden Konzerten bleibt meistens nur wenig Zeit. Anders verhält es sich bei der Vorbereitung auf neue Stücke. Noch ist es die herrlichste Nebensache der Welt, bietet mentale Entlastung zu ihrem Studium, das sie irgendwann in die Landeshauptstadt verschlagen hat. Im Handumdrehen ist der Name Kit & Klampfe dort dann auch in aller Munde. Angesagte Musiklokale bemühen sich um sie. Das Rathaus, die Uni selbst, oder das Überseefestival in Bremen sind nur einige Stationen. Bossa, Samba, Flamenco Nuevo, orientalische Tänze – alles drin, alles dran. Kein Raum ist ihnen zu klein, keine Bühne zu groß. In einem winzigen Feinschmecker-Restaurant bittet man sie, ihre Lautstärke dermaßen zu minimieren, dass letztlich Messer und Gabel der speisenden Gäste lauter klappern als ihre Darbietung. Unglücklicherweise nicht einmal im Takt.
Rhythmisch hingegen klappern die Zähne der Beiden während eines 3-Stunden-Konzerts unter freiem Himmel bei etwas unter 0 Grad. Die Erkenntnis: Die Hölle ist eiskalt und ganz sicher nicht heiß. Ungeachtet dieser inzwischen liebgewonnenen Erinnerungen würden die jungen Bremer sehr gern in diesem Jahr wieder auf eine kleine Tour gehen, aber Studium, Familie und die Arbeit an ihrem aktuellen Album lassen das nicht zu. Was das neue Werk bietet? Ein bisschen intensiver im Flamenco als auf dem ersten Silberling, Folk, jiddisch, Choro (etwa wie Polka, Mazurka oder ähnlich) und ein paar experimentelle Ausflüge. Alles wie bei ihren Konzerten. Was es ist? Es ist ihre Leidenschaft, es ist ihre Berufung, ob nun mit anderen oder beim Unterrichten in ihrem Beruf. Das spürt man, wenn man ihnen zuhört. Ein Abend mit Kit & Klampfe ist ein außergewöhnlich musikalisches Erlebnis. Das steht fest.
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